Schwarz-Rot könnte vor dem Start scheitern

 

Nun die schlechte Nachricht: Wenn die handelnden Akteure sich nicht ganz flott aus ihren Gräben buddeln, die Ellenbogen einfahren und den Sound runterdrehen, dann scheitert Schwarz-Rot, bevor es angefangen hat. 

Als vertrauensbildende Maßnahme braucht es (mindestens) zweierlei:

Eine SPD, die sich ihrer desaströsen 16,4 Prozent „Wählerauftrag“ bewusst ist. Und die, wenn schon nicht Demut, dann zumindest bescheidenen Realismus beweist. 

Sowie eine Union (mit suboptimalen 28,5 Prozent), die die sozialdemokratische Traumatherapie nicht behindert, indem sie herablassend Salz in die Wunden streut. 

Noch sieht es nicht danach aus. Sätze wie jüngst von Friedrich Merz, „die SPD steht einer Existenzkrise sehr, sehr nahe“ und „Ich habe als Demokrat kein Interesse daran, dass die SPD zerstört wird", sind nicht falsch, aber aus seinem Mund eben auch nicht hilfreich. 

Ebenso wenig, wie die 551 Punkte umfassende Kleine Anfrage der CDU/CSU zur Neutralität von NGOs wie Campact, Correctiv, Attac usw. Statt in der neuen Regierung zu verhindern, dass Gelder in falsche Hände gelangen, erregt die Union nun zur Unzeit die SPD-Gemüter. 

Deren Parteichef Lars Klingbeil wiederum kurbelt, trotz seines Wahlfiaskos, großspurig das Forderungswesen an: „Vorschläge, von denen ich öffentlich aus der Zeitung erfahre, die sind automatisch vom Tisch.“ – bei solchem Selbstbewusstsein könnte man meinen, hier spricht der nächste Bundeskanzler. 

Dominanz-Gehabe eines orangefarbenen US-Präsidenten

Friedrich Merz immerhin konnte sich gestern Abend beim Arbeitsbesuch im Elysée-Palast persönlich von Emmanuel Macrons diplomatischem Geschick überzeugen. Frankreichs Staatspräsident hatte zuvor im Weißen Haus bewiesen, wie elegant man dem Dominanz-Gehabe eines orangefarbenen US-Präsidenten entgegentreten kann. Zärtlich, aber bestimmt, hatte er Donald Trump die Hand auf den Arm gelegt, dessen Ungeheuerlichkeiten zur Ukraine-Hilfe ruhig korrigiert und dabei treuherzig und unablässig gelächelt. 

Das hat Trump nicht daran gehindert, der EU 24 Stunden später erneut Zölle in Höhe von 25 Prozent anzudrohen. Doch Union und SPD sind nicht Trump und die EU. So wie Macron und Merz die von Olaf Scholz sträflich vernachlässigten deutsch-französischen Beziehungen wieder aufleben lassen, so wollen auch die künftigen Koalitionäre ein neues Kapitel für Deutschland aufschlagen. Es wäre schön, wenn sie langsam mal damit anfingen. 

Wie nehmen Sie die künftigen Koalitionspartner wahr?

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