Nur 152 Tote? Falsche Behauptung zu Portugals Covid-Toten wieder im Umlauf
Manche Behauptungen im Bezug zur Corona-Pandemie sind bis heute im Umlauf. Schon im Sommer 2021 wurde fälschlicherweise ein Sharepic verbreitet, das nun in sozialen Netzwerken wieder geteilt wird.
Demnach sollen in Portugal nur 152 Menschen an Covid-19 gestorben sein. Diese Zahl stünde im Gegensatz zu rund 17.600 Toten, wie es bei Regierung und Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt. Kann das sein?
Es stimmt nicht, dass in Portugal nur 152 Menschen am Coronavirus gestorben sind. Diese Falschbehauptung beruht auf einem Gerichtsurteil, das nicht verstanden oder mutwillig verdreht wurde.
Urteil betrifft nur spezielle Fälle mit Autopsien
Bei dem Ausriss aus der nicht näher identifizierten Zeitung handelt es sich um dasselbe Foto, das schon 2021 verbreitet wurde.
Das Verwaltungsgericht Lissabon hatte am 19. Mai 2021 das Urteil gesprochen, auf das sich der Artikel bezieht. Vorausgegangen war ein Auskunftsersuchen einer Bürgergruppe an die Generaldirektion Gesundheit Portugals (DGS). Das Gerichtsurteil bezieht sich auf die Zahl der Covid-19-Todesfälle, die von Ärztinnen und Ärzten des Justizministeriums bestätigt wurden.
Dieses Urteil hält lediglich fest, dass es seit Pandemiebeginn bis zum Urteil insgesamt 152 Sterbeurkunden von Medizinern des Justizministeriums gab, in denen die Todesursache Covid-19 vermerkt war. Diese Urkunden basieren nur auf Autopsien von Ärztinnen und Ärzten des portugiesischen Nationalen Instituts für Rechtsmedizin und Forensik. Dabei handelt es sich jedoch um einen sehr geringen Teil aller ausgestellten Sterbeurkunden.
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Die allermeisten Sterbeurkunden werden in Portugal von Ärzten ausgestellt, die unter Aufsicht des Gesundheitsministeriums (DGS) arbeiten. Dieses hatte der portugiesischen Webseite „Observador“ schon 2021 mitgeteilt, dass durch das Gerichtsurteil „keine Abweichungen zu den verfügbaren offiziellen Daten“ entstehe.
Corona-Tote in Portugal: Knapp 17.000 statt 152 im April 2021
Am 18. April 2021 seien es genau 16.945 Todesfälle durch Covid-19 gewesen. Rechtsmediziner unter Aufsicht des Justizministeriums würden nur dann mit Obduktionen betraut, wenn der Verdacht bestehe, dass der Tod auf ein Verbrechen zurückzuführen sei. Obduktionen würden „bei natürlichen Todesfällen durch Covid-19 in der Regel nicht durchgeführt“. So hatten es viele Faktenchecker schon im Sommer 2021 aufgeschrieben.
Behauptung „eine freie Erfindung“
Übrigens hatte auch die umstrittene österreichische Webseite „report24.news“ schon im Juli 2021 eingeräumt, es sei „nie bewiesen, dass nur 152 Portugiesen an Cov-19 starben“. Dies sei „eine freie Erfindung all jener, die sich endlich so einen zentralen Beweis für die Fälschung der Corona-Totenzahlen gewünscht hatten“.