Chefin der Wirtschaftsweisen: „Renten können nicht mehr so stark steigen wie bisher“
Derzeit orientiert sich die jährlich übliche Rentenanpassung vor allem an der Entwicklung der Löhne. Außerdem werden auch die Veränderung der Beitragssätze sowie die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Beitragszahlern und Rentnern berücksichtigt (Nachhaltigkeitsfaktor).
Zum 1. Juli sollen die Bezüge für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner hierzulande um 3,74 Prozent steigen nach 4,57 Prozent im Vorjahr. In den vergangenen 30 Jahren sind die Renten-Bezüge nur in den Jahren 2004, 2005 und 2006 nicht erhöht worden. Die höchsten Aufschläge gab es zuletzt 2016 und 2022.
Rente: Wirtschaftsweise drängt auf überfällige Reform
Angesichts des demographischen Wandels warnte Schnitzer zugleich davor, die überfällige Rentenreform weiter aufzuschieben. Die von der Koalition geplante Garantie der Haltelinie von 48 Prozent bis 2031 werde dazu führen, dass die Beiträge noch stärker stiegen und das Rentensystem mit „noch mehr Steuergeldern“ gestützt werden müsse, warnte die Ökonomin. Dies lähme den Arbeitsmarkt. Außerdem stünde im Bundeshaushalt damit weniger Geld für Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Forschung zur Verfügung. Um das Rentensystem langfristig wetterfest zu machen, plädierte Schnitzer erneut für eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters.
Vor einer Reform der Sozialversicherungssysteme müsse die neue Bundesregierung aber zunächst andere Themen angehen, so Schnitzer. Priorität müsse nun erst mal die Verabschiedung des Bundeshaushalts haben. Auf europäischer Ebene müssten zudem die gemeinsame Verteidigung und die weitere Unterstützung der Ukraine verhandelt werden. Drittens erwarteten die Unternehmen im Inland „schnell wirkende Entlastungen“.
Wirtschaftsweise: Neue Regierung muss sich jetzt vor allem um Bundeshaushalt kümmern
Dazu gehörten die geplante Absenkung bei der Energiesteuer, den Netzentgelten und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten bei Investitionen, erklärte die Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft. Die nötigen Reformen bei Bürokratie, Digitalisierung und Sozialversicherungssystemen seien „dicke Bretter, die im Anschluss“ gebohrt werden müssten, sagte Schnitzer dem FOCUS.