Per Fleischwende zur gesunden Ernährung: Der „schwarze Metzger“ und seine Mission für das Agrarressort

Die meisten Ernährungsberater halten zu viel Fleisch eher für ungesund. Laut einer aktuellen Analyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) aßen die Deutschen 2023 im Schnitt 51,6 Kilogramm, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nur 15,6 Kilogramm.

Rainer ist gegen vegegarische Speisepläne und Fleischsteuer

Alois Rainer, der neue Landwirtschaftsminister, sieht nun aber vor allem zu wenig Fleisch als Problem. „Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig“, sagte der CSU-Politiker der „Bild“-Zeitung. Rainer warnt deshalb vor rein vegetarischen Speiseplänen. Das gelte „insbesondere in Kindergärten und Schulen, wo Obst, Gemüse genauso wie Fleisch und vegetarische Gerichte auf den Speiseplänen stehen sollten“.

Rainer kündigte auch an, eine neue Abgabe auf Fleisch von zehn Cent pro Kilo zu stoppen, die sein Vorgänger Cem Özdemir (Grüne) auf den Weg bringen wollte, um einen tiergerechten Umbau der Ställe zu ermöglichen. „Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass keine Steuererhöhungen durchgeführt werden. Daran werde ich mich als zukünftiger Minister halten“, sagte Rainer. Höhere Steuern auf Fleisch werde es mit ihm nicht geben.

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Rainer ist Metzger - auch sein Vater saß im Bundestag

Dass Alois Rainer damit schon vor Amtsantritt eine grundlegende Wende in der Landwirtschafts- und Fleischpolitik angekündigt hat, muss niemanden verwundern. Der 60-Jährige aus Haibach im Bayerischen Wald ist schließlich Metzger von Beruf. Schmuck steht das Gasthaus der Familie mit Metzgerei am Dorfplatz der Gemeinde, 40 Kilometer östlich von Regensburg.

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Die Familie Rainer steht aber nicht nur für handwerkliche Tradition. Sie ist auch eine niederbayerische Politdynastie. Sein Vater, Alois Rainer Senior, saß von 1965 bis 1983 im Bundestag, war zuvor Bürgermeister von Haibach – wie später der Junior.

Als Alois Rainer und seine fünf Geschwister klein waren, spielte sich das Familienleben in der großen Küche des Gasthauses und in der Gaststube ab, sagte seine Schwester Gerda, verheiratete Hasselfeldt, der „Süddeutschen Zeitung“.

Der Christbaum sei nicht im Wohnzimmer, sondern am Stammtisch in der Stube gestanden. „Wir wuchsen ja in der Öffentlichkeit auf“, sagte Hasselfeldt. Das war offenbar prägend.

Wurstdosen als Wahlwerbung

Alois Rainer engagierte sich zunächst nicht in der Politik, machte stattdessen den Metzgermeister und baute das Familienunternehmen zu einem Betrieb mit 35 Mitarbeitern aus. Nach seiner Schwester, die Bau- und später Gesundheitsministerin sowie langjährige Vorsitzende der CSU-Landesgruppe war, tritt nun auch er ins Rampenlicht.

Ein Händchen für Marketing hat der designierte Bundeslandwirtschaftsminister: Als der CSU-Abgeordnete Ernst Hinsken den Wahlkreis Straubing 2013 nach 33 Jahren abgab, wurde Alois Rainer als Nachfolger ausgewählt. Er führt es auf seine Stärken, „Engagement, Durchsetzungsstärke und Pragmatismus“ zurück.

Für den Wahlkampf produzierte Rainer in seiner Metzgerei kleine Wurstdosen und druckte auf die Banderole sein Foto mit dem Slogan: „Weil es nicht Wurst ist, wer Sie im Bundestag vertritt.“ Bis dahin hatte Rainer nur 2003 einmal größeres Aufsehen verursacht: Da formte er zusammen mit Kollegen die längste Weißwurst der Welt. 825 Meter wurde sie lang.

Söder jubelt: "Jetzt kommt der schwarze Metzger"

Insofern ist es folgerichtig, dass Rainer nun Fleisch als Lebensmittel verteidigt. Häme gegenüber Vegetariern ist von dem ruhigen und seriösen Politiker allerdings nicht zu erwarten. Anders als von seinem Parteichef: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder freute sich am Montag, dass die Amtszeit des „grün-veganen“ Cem Özdemir abläuft: „Jetzt gibt’s wieder Leberkäs statt Tofutümelei“, witzelte Söder. „Jetzt kommt der schwarze Metzger“, freute er sich. Das „schwarz“ zielt auf die Parteifarbe der CSU ab.

Alois Rainer dagegen spricht besonnen. Zuletzt war er im Bundestag Vorsitzender des Finanzausschusses. Er tritt stets seriös auf, meist im dunklen Anzug. Es sei denn, er postet ein Video auf Instagram mit Kettensäge und ganz in orangefarbener Schutzkleidung bei Arbeiten im eigenen Wald.

Sein Privatleben hält er bedeckt, verrät aber, dass er mit seiner Frau und dem Berner Sennenhund Bruno zusammenwohnt. Zwei erwachsene Söhne und zwei Enkeltöchter habe er. Die Metzgerei leite er bis heute zusammen mit seinem Sohn Markus, heißt es im Wikipedia-Eintrag des Katholiken. Nach seinem Amtsantritt am Montag dürfte allerdings ein Update fällig werden. Für den Gasthof in Haibach wird er in den kommenden vier Jahren kaum Zeit finden. (mit Caspar Schwietering)

Von Susanne Ehlerding

Das Original zu diesem Beitrag "Per Fleischwende zur gesunden Ernährung: Der „schwarze Metzger“ und seine Mission für das Agrarressort" stammt von Tagesspiegel.

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