Ernährungswissenschaftler Uwe Knop: Bye-bye, Punktezählen: Der dramatische Niedergang von Weight Watchers

Welche Firmenpleite überrascht aktuell die Diätbranche?

​Weight Watchers ist Pleite! Der Abnehmpionier, gegründet1963 in New York, hat einem aktuellen Bericht des "Wall Street Journals" zufolge Insolvenz angemeldet. Dann ist Schluss mit Punktezählen - die WW-Punkte, auch SmartPoints genannt, sind, oder besser waren, zentraler Teil des Weight Watchers-Konzeptes und stehen für die Identifikation mit dem Firmennamen. Sie werden verwendet, um die Menge an Essen und Getränken zu zählen, die pro Tag konsumiert werden darf, um abzunehmen.

Über Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein neues Buch "ENDLICH RICHTIG ESSEN" erschien im August 2024.

Warum steht Weight Watchers nach über 50 Jahren Erfolgsgeschichte nun vor dem Aus?

Das Abnehm-Unternehmen steht vor erheblichen Schuldenfälligkeiten, da sein Geschäft in enormen Schwierigkeiten steckt Als Hauptgrund werden finanzielle Herausforderungen (> 1 Milliarde Dollar Schulden) und der verstärkte Wettbewerb durch die neue Abnehmspritzen - wie Wegovy oder Mounjaro - genannt. Diese Medikamente haben offenbar zu einem Rückgang der Nachfrage nach traditionellen Diätprogrammen geführt, was die finanzielle Situation von Weight Watchers erheblich belastet. ​In dieser neuen Welt der "Gamechanger Abnehmspritzen" hat das WW-Management es versäumt, das Unternehmen neu zu erfinden.

Was genau sind diese Abnehmspritzen?

Zuerst kam 2023 die Abnehmspritze „Wegovy“ (Wirkstoff: Semaglutid) auf den Markt. Die zweite Abnehmspritze heißt „Mounjaro“ (Wirkstoff: Tirzepatid). Beide Wirkstoffe sind nicht neu - sie werden bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes ("Zuckerkrankheit") eingesetzt - und seit 2023 können sie nun auch ganz gezielt nur bei Überge­wichtigen oder Fettleibigen verordnet werden, die keinen Diabetes haben. Beide Spritzen kann nur ein Arzt auf Rezept verschreiben. Dabei ist wichtig zu wissen, dass alle Verwender nicht nur spritzen müssen, sondern auch unbedingt ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen sollen. 

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Tirzepatid und Semaglutid gehören zur Wirkstoffgruppe der „GLP-1-Rezeptoragonisten“ (auch GLP-1-Analoga, also GLP-1-„Kopien“), das heißt sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Darmhormons GLP-1 nach, das ausgeschüttet wird, wenn wir essen. Zu dessen Wirkungen gehören einerseits die Steigerung der Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse, was den Blutzuckerspiegel genauer senken kann als andere Arzneimittel, daher der bisherige Einsatz bei Diabetes. Anderseits hat es Wirkungen auf das Sättigungszentrum in unserem Gehirn, weil es Hunger bzw. Appetit herabsetzt und im Magen zu einer langsameren Entleerung und einer längeren Sättigung führt. Insgesamt haben die „Abnehmspritzer“ somit weniger Hunger, sind satter und essen daher auch weniger.

Amüsante Anekdote: Es ist mit den Abnehmspritzen ähnlich wie damals bei Viagra (Wirkstoff: Sildenafil), das ursprünglich als Herzmedikament entwickelt wurde, aber der Nebeneffekt „stabile Erektion“ dann doch lukrativer war! So nun auch hier: Die (erwünschte) Nebenwirkung „Gewichtsverlust“ ist wesentlich interessanter, da lukrativer, als die Hauptwirkung „Blutzuckersenkung & -kontrolle“. Doch die Wirkstoffe haben auch zahlreiche Nebenwirkungen. Daher ist es wichtig, dass alle Ärzte, die Abnehmspritzen verordnen, jeden einzelnen Patienten genau hinsichtlich der persönlichen Risiken aufklärt. Hinzu kommt: Die Krankenkassen zahlen die hohen Kosten nicht.

Wie kann ich ohne WeightWatchers und ohne Abnehmspritzen erfolgreich abnehmen?

Ja, das geht - und das sollte auch der Weg der Wahl sein, erstmal ohne Arzneimittel-Spritzen abzunehmen. Bei der langfristigen Gewichtsreduktion und vor allem beim anschließenden „Gewicht halten“ kommt es auf einen zentralen Faktor an - und der heißt individuelle Ernährungs- und Lebensstilumstellung, die lebenslang zu mir und meinem Charakter passt. Dabei sollten ausschließlich Lebensmittel im Fokus stehen, die man gerne isst und gut verträgt. Jeder andere Speiseplan ist zum Scheitern verurteilt. 

Mit dieser persönlichkeitsaffinen Intervention, also einer Maßnahme, die ich gerne umsetze, lassen sich etwa zwei Kilogramm pro Monat gesund abnehmen. Dazu muss man auch nicht zwangsläufig Kalorien zählen. Wenn Sie das Projekt Gewichtsreduktion starten möchten, hier finden Sie in diesem einfachen 5-Phasen-Plan alles, was Sie wissen müssen

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.

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