Bipolare Störung: Symptome und Behandlung
Bipolare Störung: Was ist das?
Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch extreme Schwankungen der Stimmungslage gekennzeichnet ist. Betroffene erleben manische Episoden, in denen sie sich sehr energiegeladen, übermäßig selbstbewusst oder gereizt fühlen. Diese Phasen können durch depressive Episoden abgelöst werden, in denen es zu tiefer Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit kommt. Diese Stimmungsschwankungen haben weitreichende Auswirkungen auf das Lebensumfeld, das Arbeitsleben und die sozialen Kontakte der Betroffenen.
Der Verlauf der bipolaren Störung ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Betroffene erleben nur wenige Episoden im Leben, während andere häufige und schwerwiegendere Stimmungsschwankungen haben. Eine kontinuierliche Behandlung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind entscheidend, um die Krankheit unter Kontrolle zu halten.
Ursachen einer Bipolaren Störung
Die genauen Ursachen der bipolaren Störung sind noch nicht vollständig erforscht. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren zur Entstehung der Krankheit beitragen:
- Genetische Veranlagung: Es besteht ein erhöhtes Risiko, an einer bipolaren Störung zu erkranken, wenn nahe Verwandte ebenfalls betroffen sind.
- Chemische Ungleichgewichte im Gehirn: Veränderungen in der Regulation von Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin können zur Entstehung der Störung beitragen.
- Umwelteinflüsse: Stressige Lebensereignisse, Missbrauchserfahrungen oder traumatische Erlebnisse können die Erkrankung auslösen oder verschlimmern.
Diagnose der Bipolaren Störung
Die Diagnose einer bipolaren Störung erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Facharzt für Psychiatrie. Zu den Diagnosemethoden gehören:
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- Klinische Anamnese: Ein ausführliches Gespräch über die Krankheitsgeschichte des Patienten und seiner Familie.
- Beobachtung der Symptome: Dokumentation der Dauer, Häufigkeit und Intensität der manischen und depressiven Episoden.
- Psychometrische Tests: Fragebögen wie das Mood Disorder Questionnaire (MDQ) können dabei helfen, Hinweise auf das Vorliegen einer bipolaren Störung zu erhalten.
Formen der Bipolaren Störung
Die bipolare Störung wird in verschiedene Typen unterschieden:
- Bipolare-I-Störung: Gekennzeichnet durch mindestens eine manische Episode, die in der Regel schwerwiegender ist.
- Bipolare-II-Störung: Es treten hypomanische Episoden (eine abgeschwächte Form der Manie) und schwere depressive Episoden auf.
- Zyklothymia: Leichtere, aber chronische Schwankungen zwischen hypomanischen und depressiven Symptomen.
Frühwarnzeichen einer Bipolaren Episode
Die Früherkennung ist entscheidend, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen und die Prognose zu verbessern. Regelmäßige Screening-Tests und das Bewusstsein für Risikofaktoren können hierbei hilfreich sein. Das Erkennen von Frühwarnzeichen kann helfen, eine bevorstehende Episode frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig gegenzusteuern. Zu den Warnsignalen gehören:
- Manische Episode: Vermindertes Schlafbedürfnis, übermäßiger Rededrang, gesteigerte Aktivität und riskantes Verhalten.
- Depressive Episode: Antriebslosigkeit, Schlafprobleme, Interessenverlust und Suizidgedanken.
Behandlung der Bipolaren Störung
Die Behandlung der bipolaren Störung ist komplex und erfordert eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie:
- Medikamentöse Behandlung: Stimmungsstabilisatoren wie Lithium, Antiepileptika und Antipsychotika werden häufig eingesetzt, um die Stimmungsschwankungen zu kontrollieren. Antidepressiva können bei der Behandlung der depressiven Phasen helfen, sollten jedoch mit Vorsicht angewendet werden, um das Risiko einer manischen Episode zu minimieren.
- Psychotherapie: Verschiedene Formen der Psychotherapie, wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), Psychoedukation und interpersonelle Therapie, können Betroffenen helfen, besser mit den Symptomen umzugehen und Rückfälle zu verhindern.
- Lifestyle-Anpassungen: Regelmäßige Schlafgewohnheiten, Stressbewältigungstechniken und eine gesunde Ernährung können ebenfalls zur Stabilisierung der Stimmung beitragen.
Beratung und Hilfe bei Bipolarer Störung
Betroffene und Angehörige können sich an verschiedene Stellen wenden, um Unterstützung zu erhalten:
- Hausarzt oder Psychiater: Erste Anlaufstelle für die Diagnose und Überweisung zu Spezialisten.
- Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein.
- Psychosoziale Dienste: Unterstützung im Alltag und bei der Bewältigung der Krankheit.
Die bipolare Störung ist eine komplexe und herausfordernde Erkrankung, die eine sorgfältige und umfassende Behandlung erfordert. Mit der richtigen Therapie und Unterstützung können Betroffene jedoch ein erfülltes und produktives Leben führen. Es ist entscheidend, frühzeitig Hilfe zu suchen und regelmäßig medizinische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Angehörige und Freunde spielen eine wichtige Rolle in der Unterstützung und Bewältigung der Krankheit. Da die Wissenschaft kontinuierlich Fortschritte macht, gibt es Hoffnung auf noch effektivere Behandlungsstrategien in der Zukunft.
Über Dr. med. univ. Matyas Galffy
Dr. med. univ. Matyas Galffy ist Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sowie Personzentrierter Psychotherapeut. Er studierte Humanmedizin und Klinische Neurowissenschaften an der Medizinischen Universität Innsbruck und absolvierte dort seine Facharztausbildung mit Schwerpunkt Psychosomatik. Neben einer Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin hält der unter anderem Diplome in Palliativmedizin und spezieller Schmerztherapie. Zuletzt war er als ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde für Angst- und Zwangsstörungen an der Universitätsklinik Innsbruck tätig. Seither ist er als niedergelassener Arzt in Tirol und Niederösterreich tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Angststörungen, Schmerzstörungen und Psychotraumatologie.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.