Diese Geldanlage-Regel kostet Sie Rendite
Wie hoch sollte der Aktienanteil an Ihrem Vermögen sein? Auf diese Frage bekommen Sie oft eine einfache Faustregel serviert: 100 minus Ihr Lebensalter. Mit 20 Jahren sollten Aktien also 80 Prozent Ihres Vermögens ausmachen, mit 60 dagegen nur noch 40 Prozent.
Klingt sinnvoll, denn mit steigendem Alter wollen Sie ja wahrscheinlich Ihr Vermögen absichern, damit Sie in der Rente gut leben können. So können Ihnen Kurseinbrüche an den Börsen, wie zum Beispiel in den vergangenen Wochen durch die Zoll-Pläne Donald Trumps, deutlich weniger anhaben. Trotzdem ist diese Regel ein Fehler.
Erstens haben Sie trotz Börseneinbruch langfristig mehr Geld auf dem Konto, wenn Sie kontinuierlich das meiste Geld in einen Aktien-ETF investieren. Und zweitens leben Sie heute viel länger als frühere Generationen. Sie haben also auch im Ruhestand gute Chancen, zwischenzeitliche Börseneinbrüche wieder reinzuholen.
Ihr Aktien-Anteil müsste sinken
Folgen Sie der Regel „100 minus Lebensalter“, muss der Aktienanteil an Ihrem Vermögen laufend sinken – Sie werden ja konstant älter. Und damit steigt die Zahl, die Sie von 100 abziehen müssen. Das heißt: Sie schichten also immer mehr Geld Ihres Vermögens auf ein Tagesgeldkonto um.
Sichere Anlagen liefern Ihnen aber weniger Rendite. Mit guten Tagesgeldkonten, wie Sie sie im Finanztip-Tagesgeldvergleich finden, können Sie langfristig zwar mit der Inflation mithalten. Mehr ist aber nicht drin. Ihr Vermögen wächst dann langfristig nicht wirklich.
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Mit einem Aktien-ETF die Inflation schlagen
Damit Ihr Vermögen stärker wächst als die Inflation, brauchen Sie einen weltweiten Aktien-ETF. Mit dem sind langfristig durchschnittlich sechs Prozent pro Jahr machbar. Nur so wächst Ihr Geld auch wirklich stärker als die Inflation und Sie bauen Vermögen fürs Alter auf.
Wie viel das ausmacht, zeigt ein Beispiel: Angenommen, Sie investieren 400 Euro pro Monat, diesen Betrag erhöhen Sie jedes Jahr außerdem um zwei Prozent.
Stecken Sie dieses Geld zu 80 Prozent in einen Aktien-ETF und zu 20 Prozent in Tagesgeld, haben Sie nach 15 Jahren circa 122.000 Euro. Steuern wie die Vorabpauschale sind hier schon abgezogen. Ihr Aktien-ETF liefert Ihnen in unserem Beispiel außerdem durchschnittlich sechs Prozent Rendite pro Jahr, das Tagesgeld zwei Prozent pro Jahr.
15.000 Euro Unterschied nach 15 Jahren
Stecken Sie die 400 Euro stattdessen zu 40 Prozent in einen Aktien-ETF und zu 60 Prozent in Tagesgeld, haben Sie nach 15 Jahren nur etwa 107.000 Euro. Stolze 15.000 Euro weniger.
Nach 30 Jahren liegt dieser Unterschied bei etwa 98.000 Euro. Mit 80 Prozent ETF-Anteil kommen Sie auf circa 415.000 Euro, mit 40 Prozent ETF-Anteil auf rund 317.000 Euro.
240.000 Euro mehr mit höherem ETF-Anteil
Und nach 40 Jahren sind es über 240.000 Euro Unterschied, circa 792.000 Euro mit 80 Prozent ETF-Anteil und „nur“ knapp 549.000 Euro mit 60 Prozent ETF-Anteil am Vermögen.
Diesen Vorsprung können Sie sich aber nur mit einem gleichmäßigen und hohen ETF-Anteil sichern. Ihr weltweiter Aktien-ETF sorgt für die nötige Rendite, mit der Sie Vermögen aufbauen können.
Wieso die Reihenfolge Ihrer Rendite wichtig ist
Bei der „100 minus Lebensalter“-Regel senken Sie dagegen Ihren ETF-Anteil konstant und opfern so Rendite. Und vor einem großen Risiko bietet diese Strategie keinen besseren Schutz: dem Renditereihenfolgerisiko.
Das klingt sperrig, bedeutet aber einfach: Wann Ihr Aktien-ETF gut oder schlecht läuft, hat ziemlich großen Einfluss auf Ihr Vermögen. Läuft Ihr ETF zu Beginn der Ansparphase zum Beispiel schlecht und am Ende gut, haben Sie zu Rentenbeginn ein höheres Vermögen, als wenn es umgekehrt läuft. Auch wenn die durchschnittliche Rendite gleich ist.
Der Grund: Kurz vor Renteneintritt weist Ihr Depot einen viel höheren Stand auf als zum Start der Sparphase. Und ein gutes Börsenjahr wie zum Beispiel 2024 mit circa 30 Prozent Plus für den MSCI World lohnt sich umso mehr. Denn Sie besitzen viele Anteile, deren Wert dann stark ansteigt. Lief es dafür am Anfang Ihres Investorenlebens schlecht, macht das weniger aus. Es war ja weniger Geld in Ihrem Aktien-ETF.
Ein spätes Börsentief ist schmerzhafter
Andersherum ist das Ende der Ansparphase der schlechteste Zeitpunkt für ein Börsentief. Dann steckt viel Geld in Ihrem ETF, Verluste wirken sich also stark aus. Und Sie beginnen bald mit dem Entsparen. Heißt: Sie kaufen keine neuen Anteile mehr und müssen die ersten Anteile zu relativ schlechten Kursen verkaufen.
Aber selbst dann fahren Sie mit einem hohen ETF-Anteil besser. So zeigen Finanztip-Berechnungen, dass Sie mit einem ETF-Anteil von 80 Prozent auch bei einem großen Börseneinbruch am Ende der Ansparphase mehr herausholen.
Selbst im Börsentief lohnt sich ein hoher ETF-Anteil
Stürzt der Wert Ihres Aktien-ETFs am Ende der Ansparphase um mehr als 50 Prozent ab – also wirklich stark – machen Sie immer noch mehr Rendite als mit konstanten zwei Prozent pro Jahr, wie Sie sie zum Beispiel bei Tagesgeld bekommen.
Unser Tipp: Suchen Sie sich einen ETF-Anteil, den Sie gut aushalten können, dabei hilft Ihnen unser Ratgeber zum Risikoprofil. Und halten Sie dann einfach Ihren Sparplan durch, egal ob es an der Börse gerade nach oben oder nach unten geht. Sie müssen nur an zwei Dinge denken: Passen Sie Ihre Sparrate regelmäßig an Ihr Gehalt an. Und Sie können auch im Alter problemlos einen großen Teil Ihres Vermögens in Ihrem Aktien-ETF stecken haben.
Sie wollen wissen, wie viel Geld Sie fürs Alter zurücklegen müssen? Dabei hilft Ihnen unser gratis E-Paper zum 1x1 der Geldanlage.
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