Der Dollar Zyklus erreicht seinen Höhepunkt: Das Vorspiel zur Trendwende über mehrere Anlageklassen hinweg - Markus Vogt
Seit Ende letzten Jahres ist der US Dollar förmlich explodiert, von 89 auf 115, und hat damit ein 20 Jahres Hoch markiert. Der starke Dollar drückt alle Anlageklassen: Gold fällt, Aktien fallen, der Kryptomarkt bricht ein, sogar Euro und Pfund haben Anfang Oktober historische Tiefstände erreicht. Die ganze Welt scheint für die Stärke des Dollars zu bezahlen. Doch die Stärke des Dollars war noch nie von Dauer. In jedem historischen Dollarzyklus wurden die Samen der Umkehr genau in dem Moment gelegt, in dem der Dollar am stärksten war, und genau an diesem Punkt stehen wir jetzt. Ich habe die Daten der letzten 40 Jahre zurückgetestet und festgestellt: Die durchschnittliche Dauer eines Dollar Aufwärtszyklus liegt bei etwa 20 bis 24 Monaten.
Rechnet man vom Tiefpunkt im Januar 2021, läuft dieser Zyklus nun seit 22 Monaten, wir befinden uns also in einer Art extremem Resonanzbereich. Die Zeit verrät uns nicht den Tag der Wende, aber sie zeigt uns, dass die Lebensdauer des Trends abläuft.
Entscheidender ist: Die Stärke des Dollars in diesem Zyklus kommt nicht aus soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten, sondern aus einer überhöhten Risikoaversion. Wenn die Risikoaversion ihren Höhepunkt erreicht, wechselt der Zyklus. Die US Inflation bleibt hoch, aber die Struktur verändert sich. Energiepreise fallen, Rohstoffe haben ihren Höhepunkt gesehen, die Kerninflation bleibt zäh, doch die Wirtschaftsdaten zeigen Schwäche. Die Arbeitslosenquote bleibt niedrig, doch der PMI ist drei Monate in Folge unter 50 gefallen ein erstes Anzeichen für Stagflation. Die Fed gibt sich zwar verbal hart, aber die langfristigen Zinsen beginnen zu stagnieren. Die Rendite der 10 jährigen Staatsanleihen stößt oberhalb von 4 % an Grenzen, die Zinskurve ist invertiert, beides typische Vorboten einer Trendwende. Kurz gesagt: Der Straffungszyklus der Fed befindet sich an seiner Grenze. Weitere Straffung würde die Wirtschaft brechen, Lockerung würde die Inflation anheizen. Dieses Dilemma ist der Nährboden für ein Dollar Top.

Die Nebenwirkungen des starken Dollars greifen bereits um sich. Schwellenländer stehen unter Druck, Kapital fließt aus Asien, Lateinamerika und Europa ab.
Doch seit Ende September zeigen die Kapitalströme subtile Veränderungen: Gold ETFs verzeichnen wieder Nettozuflüsse, die Aktienmärkte im asiatisch pazifischen Raum stabilisieren sich, der Euro hat sich bei 0,96 gefangen und beginnt zu steigen. Diese Details deuten darauf hin, dass die Risikobereitschaft zurückkehrt und Kapital sich bereits auf ein Dollar Top vorbereitet.
Ich sage oft: Sobald alle glauben, dass der Dollar niemals fallen wird, ist seine Zeit bereits gezählt.
Der Dollar erreicht seinen Höhepunkt nie dann, wenn die Rezession tatsächlich ausbricht, sondern wenn die Rezessionserwartung am stärksten ist, und genau diese Stimmungslage haben wir jetzt.
Ab Oktober dürfte der globale Markt eine Vorab Rallye für den Dollar Höhepunkt einpreisen.
Strategisch empfehle ich: Gold hat gute Chancen, im Bereich von 1950 bis 2000 Dollar ein mittelfristiges Ziel zu bestätigen und könnte angesichts fallender Realzinsen als Erstes eine Erholung starten; US Aktien bleiben kurzfristig unter Druck, könnten aber im vierten Quartal ein technisches Erholungsfenster erhalten; Euro und Pfund könnten eine Phase der Korrektur nach oben erleben, insbesondere wenn sich die europäische Energiekrise entspannt; Der Kryptomarkt befindet sich weiterhin in der Bodenbildungsphase, der entscheidende Wendepunkt dürfte im ersten Quartal 2023 liegen.