Bayern Münchens Scheitern ist kein Trend mehr, sondern die schmerzhafte Regel
Schon klar, wenn Thomas Müller tief in der Nachspielzeit einen Meter weiter nach links köpft, erzwingt der FC Bayern gegen Inter Mailand wahrscheinlich die Verlängerung. Und alles wäre anders gekommen. Oder auch nicht.
Fußball ist ein Chancen- und Fehlerspiel, und nach den beiden Vergleichen im Champions-League-Viertelfinale steht die Bilanz: Bayern hat mehr Chancen vergeben und mehr Fehler gemacht als Inter. 1:2 in München, 2:2 in Mailand, Aus der Traum vom „Finale dahoam“. Maximal unnötig, ehrlich gesagt. Denn dieses Inter war schlagbar.
Genau wie Real Madrid im Halbfinale 2024.
Und der FC Villarreal im Viertelfinale 2022.
Und Paris Saint-Germain im Viertelfinale 2021.
Selbst Manchester City im Viertelfinale 2023, als Thomas Tuchel gerade von Julian Nagelsmann übernommen hatte und „schockverliebt“ war in eine Mannschaft, die 0:3 verloren hatte, was die wahren Kräfteverhältnisse kaum spiegelte.
FC Bayern: Inter-Spiele zementieren den Trend zum Gesetz
Insofern verstärkt das Bayern-Scheitern gegen Inter 2025 einen Trend, der inzwischen gar kein Trend mehr ist, sondern eine zementierte Gesetzmäßigkeit: Immer dann, wenn es eng wird, fehlen die letzten Prozente, die entscheidenden Nuancen; meist nur ein einziges Tor, wie Mittwoch in Mailand. Ein Tor. Die Sein-oder-Nichtsein-Währung des Fußballs.
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Die zweite Erkenntnis lautet: Seit ihrem Champions-League-Triumph 2020 waren die Bayern in den Duellen auf höherem internationalem Niveau fast nie die schlechtere Mannschaft. Aber am Ende, in den Momenten, in denen es wirklich um alles ging, reichte es kein einziges Mal. Da bildeten die Inter-Spiele einen spektakulär frappierenden Abklatsch dieser Bayern-Generation. Nah dran und doch weit weg.
„Man merkt natürlich, dass wir mithalten können“, sagte Joshua Kimmich in Mailand. „Trotzdem schaffen wir es nicht, Überlegenheit und Torchancen in Siege umzuwandeln. Das müssen wir deutlich verbessern – gerade bei dem großen Aufwand, den wir betreiben.“ Zumal Harry Kane einen bittersüßen Satz sagte, der die Lage vortrefflich beschrieb: „Wenn wir auf die beiden Spiele zurückblicken, können wir definitiv sagen, dass wir jede Mannschaft der Welt schlagen können.“
Ja, sie können. Aber sie machen es nicht beziehungsweise zu selten.
FC Bayern ist seit fünf Jahren ohne Cup-Sieg
Was wiederum Bestandsaufnahmen zu Qualität und Mentalität provoziert, zwangsläufig.
Mangelnde Effizienz, plumpe Fehler, billige Gegentore, dieses Muster beschränkt sich ja nicht auf Champions-League-Nächte im April und Mai, es hat die Bayern mit einem Anti-Bayern-Gen befallen: dass sie in den kritischsten Phasen eben nicht kühl abstauben. Übrigens unabhängig vom Trainer (Hansi Flick, Nagelsmann, Tuchel, Vincent Kompany).
Seit fünf Jahren haben die Münchner keinen Cup-Wettbewerb gewonnen, im DFB-Pokal haben sie 0:5 in Gladbach verloren und sind gegen die Underdogs Kiel und Saarbrücken gestrandet; in dieser Saison scheiterten sie gegen Leverkusen, 0:1 in der Allianz Arena.
Und bloß mal so in den Raum gefragt: Ist es lässlicher Zufall, dass dieselben Bayern-Spieler ein Teil der deutschen Nationalmannschaft waren, die in der 119. Minute aus dem EM-Viertelfinale gekickt wurde?
Der FC Bayern des Jahrgangs 2025 ist weit entfernt von einer fußballerischen Staatskrise. Aber ein paar Fragen, die vielleicht gar nicht mal so angenehm sind, dürfen schon gestellt werden.