Bielefelder Aufholjagd kommt zu spät! Spielstarke Stuttgarter zittern sich zum Pokalsieg
Arminia Bielefeld - VfB Stuttgart 2:4 (0:3)
0:1 Woltemade (15.), 0:2 Millot (22.), 0:3 Undav (28.), 0:4 Millot (66.), 1:4 Kania (82.), 2:4 Vagnoman (85./Eigentor)
Das Wichtigste zum Finale: Der VfB Stuttgart feiert ein rauschendes Pokalfest und hat den Trophäen-Traum von Sensations-Finalist Arminia Bielefeld beendet. In einem lange extrem einseitigen Endspiel schreiben die Schwaben mit dem ersten DFB-Pokaltriumph seit 28 Jahren ein neues glorreiches Kapitel Vereinsgeschichte. Mit dem 4:2 (3:0) gegen die in der ersten Hälfte völlig überforderte Arminia stoppte der VfB von Trainer Sebastian Hoeneß den beeindruckenden Lauf des Zweitliga-Aufsteigers, dessen Hoffnung vom Titelcoup im Olympiastadion früh jäh platzte.
Die Basis für den Triumph legten die Tore von Nick Woltemade (15. Minute), Enzo Millot (22.) und Deniz Undav (28.). Die Schwaben zeigten einem der größten Final-Außenseiter der Pokalgeschichte vor 74.036 Zuschauern anfangs einen Klassenunterschied auf. Der VfB dominierte zunächst fast nach Belieben und legte nach dem Seitenwechsel mit Millots zweitem Treffer nach (66.).
In der 82. Minute schrieb dann aber auch ein Bielefelder Pokal-Geschichte: Julian Kania erzielte den Anschlusstreffer für die Arminia, es war das erste Tor eines Drittligisten in einem DFB-Pokalfinale. Und dann stand es auf einmal sogar 2:4 nach einem Eigentor von Josha Vagnoman (85.).
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Letztlich endete eine wechselhafte Saison der Schwaben, in der anders als in diesem Endspiel längst nicht alles wie gewünscht lief, aber mit dem großen Happy End. Trotz Bundesligaplatz neun darf sich der VfB nun auf stimmungsvolle Europa-League-Abende in der nächsten Spielzeit freuen.
Polizei löst Bielefelder Fanmarsch auf
17.51 Uhr: Die Anhänger von Arminia Bielefeld haben am Samstagnachmittag spontan einen Fanmarsch zum Berliner Olympiastadion auf der Heerstraße organisiert. Zunächst eskortierte die Polizei die Massen. Kurz danach löste sie den nicht angemeldeten Fanmarsch wieder auf und sprach ein Verbot aus. Laut "rbb24" sind die Bielefelder Fans nun in kleineren Grüppchen auf dem Weg zum Stadion.
Kurz vor Finale hat Stuttgart Ärger mit Trikotsponsor
17.20 Uhr: Der Trikotsponsor Winamax hat den VfB Stuttgart scharf für die Entscheidung kritisiert, im Endspiel des DFB-Pokals gegen Arminia Bielefeld kurzfristig mit einem anderen Logo aufzulaufen. "Dies stellt einen klaren Verstoß gegen unsere vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit dar", teilte der französische Wettanbieter mit.
"Der VfB lässt ein weiteres Mal die Grundsätze einer starken Partnerschaft vermissen, die von Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Fairness geprägt sein sollte", hieß es weiter. Man habe die Nachricht mit "großer Verwunderung" zur Kenntnis genommen.
Zuvor hatte der VfB angekündigt, das DFB-Pokalfinale am Samstagabend mit dem Trikotsponsor Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu bestreiten. Die Bank habe "in kürzester Zeit ihre Bereitschaft signalisiert, das Trikotsponsoring für das Finale zu übernehmen", teilte der Fußball-Bundesligist mit. "Aus vertraglichen Gründen wird der bisherige Trikotsponsor nicht im DFB-Pokalfinale gezeigt."
Die LBBW ist eigentlich erst von der kommenden Saison an neuer Haupt- und Trikotsponsor beim VfB. Die ursprünglich bis 2026 vereinbarte Zusammenarbeit mit dem französischen Wettanbieter Winamax wird vorzeitig beendet. Der Einstieg des Unternehmens war von vielen Fans und unter anderem auch von Investor Porsche heftig kritisiert worden.
Winamax wiederum monierte, der VfB habe "wiederholt ruf- und geschäftsschädigende Handlungen gegenüber unserem Unternehmen vorgenommen". Das Unternehmen warf dem Verein Intransparenz vor.
Aus unternehmerischer Sicht sei der Wechsel des Trikotsponsors im Pokalfinale "erforderlich", schrieb der VfB. An diejenigen Fans gerichtet, die für die Partie im Berliner Olympiastadion bereits das exklusive Sondertrikot erworben hatten, sagte Rouven Kasper, Vorstand Marketing und Vertrieb: "Wir werden in der kommenden Woche alle Trikotkäufer kontaktieren und uns bei Ihnen erkenntlich zeigen."
08.10 Uhr: In Bielefeld herrscht Ausnahmezustand. Stunden vor dem Anpfiff des DFB-Pokalfinals gegen den VfB Stuttgart (20 Uhr, live im ZDF, bei Sky und im FOCUS-online-Ticker) scheint die Stadt kollektiv durchzudrehen. Die Stimmung? Irgendwo zwischen Karneval, Volksfest und Champions-League-Endspiel. Trainer Mitch Kniat bringt es auf den Punkt: „Mich haben 60-, 65-jährige Arminen angesprochen, die sagten, dass das der geilste Tag in ihrem Leben wird. Sie haben frühzeitig Urlaub eingereicht – ich glaube, in Bielefeld arbeitet seit einer Woche keiner mehr.“
Auch die Sponsoren drehen völlig frei. Vom Trikot-Riesen über dem Hermannsdenkmal bis hin zu schwarzweißblauen Streuseln in Bäckereien – es gibt kaum eine Ecke in der Stadt, die nicht irgendein kreatives Pokal-Accessoire trägt.
Mit dabei auch die Bielefelder Kondommarke „Ritex“. Die bringt eine limitierte Sonderedition auf den Markt – mit der pikanten Aufschrift „Bielefeld kommt.“
Natalie Fiedel, Pressesprecherin von Ritex, erklärt schmunzelnd gegenüber der "Bild":
„Den Gag konnten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.“
Die Gummis werden großzügig verteilt – sowohl beim Public Viewing rund um den Jahnplatz als auch beim Fan-Fest in Berlin. Für alle, die diesen historischen Fußballtag noch ein bisschen weiter feiern möchten.
Bielefeld steht Kopf. Der Pokaltraum lebt – und mit ihm eine ganze Stadt, die zeigt, wie wild und charmant Fußballbegeisterung sein kann.
Samstag, 24. Mai, 08.05 Uhr: Hallo und herzlich willkommen zum Liveticker von FOCUS online. Heute steigt das Finale im DFB-Pokal. Die Stuttgarter sind zwar die klaren Favoriten, aber die Arminia ist seit 13 Spielen ungeschlagen. Wir freuen uns auf eine spannende Finalnacht.
DFB-Pokalfinale: Was spricht für den VfB, was für Bielefeld?
Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart treffen in einem ungleichen Duell um den DFB-Pokal aufeinander. Die Schwaben sind klare Favoriten. Chancenlos ist die Arminia aber heute Abend (20.00 Uhr/ZDF und Sky) natürlich nicht. Das haben die Ostwestfalen bereits gezeigt. Das spricht für Stuttgart, das für Bielefeld.
Die Stuttgarter kennen die große Bühne:
Die große Fußball-Bühne sind die Schwaben viel mehr gewohnt als der Endspiel-Außenseiter. Als Vizemeister der vergangenen Saison kehrte der VfB mit Trainer Sebastian Hoeneß in die Champions League zurück. Dort erlebte das Team glanzvolle Abende im internationalen Rampenlicht unter anderem in Madrid und Turin. Den Sprung in die K.o.-Phase verpassten die Stuttgarter allerdings.
VfB-Coach Hoeneß erinnerte neben den Champions-League-Auftritten an die erfolgreich gemeisterte Abstiegsrelegation vor zwei Jahren. "Es waren auch große Spiele, auch mit einem großen Druck", sagte der 43-Jährige. "Auf diesen Bühnen haben wir zumindest in den meisten Spielen funktioniert. Die Jungs haben abgeliefert."
Die VfB-Spieler haben die größere individuelle Klasse:
Das erste Pokal-Endspiel der Vereinsgeschichte seit 2013 erreichte der VfB auch dank seiner individuellen Klasse. Eine ganze Handvoll VfB-Profis überzeugt momentan auch den Bundestrainer. Julian Nagelsmann setzt auf Maximilian Mittelstädt, Angelo Stiller, Deniz Undav, Nick Woltemade und Torwart Alexander Nübel für die anstehenden Nations-League-Partien. Insbesondere Stürmer Woltemade begeistert bei den Schwaben seit Monaten und entwickelte sich zum Leistungsträger.
Die Euphorie in Bielefeld ist riesig:
Für die Arminia ist das Pokalfinale ein Festtag, wie es ihn noch nie gegeben hat. Erstmals in ihrer 120-jährigen Vereinsgeschichte stehen die Bielefelder im Finale um den zweitwichtigsten deutschen Titel. Rund 100.000 Arminen werden in Berlin erwartet. "An dem Tag gibt es die Stadt wirklich nicht, weil die Stadt leer ist. Alle Bielefelder sind in Berlin", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf zuletzt.
Die Arminia ist in absoluter Topform:
Bielefeld weiß, wie man Favoriten schlägt. Die Arminia setzte sich auf dem Weg ins Endspiel gegen Zweitligist Hannover 96 und die Bundesligisten 1. FC Union Berlin, SC Freiburg, Werder Bremen und Bayer Leverkusen durch - immerhin Doublesieger der vergangenen Saison. Zudem ist die Arminia in bester Verfassung. Seit rund zweieinhalb Monaten hat der DSC kein Pflichtspiel mehr verloren. Das sind 13 Partien nacheinander ohne Niederlage. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga als Drittliga-Meister sorgt ebenfalls für Selbstvertrauen.